Wenn es eine Sache gibt, die ich nach meiner Rückkehr ständig vermissen werde, dann ist es Thai-Food. Ohne zu übertreiben, muss ich gestehen, dass das Essen hier mein Leben verändert hat. Von der nordthailändischen, über die Isan Küche bis hin zur südthailändischen Küche. Für viele ist Essen einfach nur eine Notwendigkeit, für mich ist es so viel mehr. Essen ist nämlich nicht nur Essen. Jedes Gericht, jedes Restaurant erzählt unzählige Geschichten.
Lanna-Küche (Nordthailändisch)
Da ich meine ersten Wochen ausschließlich im Norden Thailands verbrachte, war die Lanna Küche die, auf die ich als erstes stieß. Zu dem Zeitpunkt hatte ich mich noch nicht so intensiv mit dem Essen und dem Hintergrund auseinandergesetzt, so dass ich zunächst erstmal fleißig am probieren war. Khao Soi oder das Hang Le Curry wurden schnell zu meinen Favoriten. Die Komplexität und Intensivität an Aromen ist einfach überwältigend. Ich fing mit der Zeit an mich intensiver mit der Küche und deren Hintergrund auseinanderzusetzen. Die Küche ist geprägt von Einflüssen aus Südchina, Myanmar, den Shan und Laos. Kokosmilch und Seafood werden eher weniger verwendet; sehr wohl jedoch Fleisch, insbesondere Schwein, frisch hergestellte Chillipasten und eine große Auswahl an Gemüse. Hinzu kommen außergewöhnliche Spezialitäten, wie gegrillte Schweinegehirne oder roher Rinder Larb Salat. Dazu wird immer gern Klebreis gereicht. Meiner Meinung nach ist die Lanna Küche außergewöhnlich und bekommt zu wenig Aufmerksamkeit. Viele der Gerichte des Nordens sind auch in der Isan Küche zu finden. Charakteristisch für die Küche des Nordens sind saure und salzige Aromen. Fangen wir zunächst mit den Chilli Dips an, wofür der Norden unter anderem bekannt ist. Der grüne Chilli Dip (Nam phrik noom) ist unheimlich aromatisch und sehr leicht herzustellen (siehe Rezepte). Hinzu werden frisches Gemüse, Schweineschwarte und Klebreis gereicht. Als nächstes kommt das legendäre Khao Soi (mein persönlicher Favorit). Diese Currysuppe hat ihre Ursprünge in Myanmar, ist heutzutage jedoch fester Bestandteil der nordthailändischen Küche. Die aromatische Currysuppe enthält Eiernudeln, Fleisch und oben drauf frittierte Eiernudeln. Hinzugegeben werden in Essig eingelegte Senfblätter, rote Zwiebeln und etwas Limettensaft. Wer es scharf mag kann auch etwas von der gerösteten Chillipaste hinzugeben. Im ursprünglichen Rezept wurde keine Kokosmilch hinzugegeben; heutzutage aber beinahe überall. Die besten Khao Soi Spots im Norden findest du in meinem Chiang Mai Guide. Eine weitere Spezialität ist "Sai Oua", eine Wurst, die eine Schneckenform aufweist. Diese scharfe Wurst aus Schweinefleisch enthält zudem Zitronengras, Kaffir Limettenblätter, Chillies und Galangal. Während einer Reise durch Nordthailand findet man diese Würste an ganz vielen Streetfood Ständen, aber auch in Restaurants. Dann gibt es natürlich noch den Larb in allen möglichen Variationen. Dieser weicht leicht von der Version im Isan ab. Und zwar wird hier kein gerösteter Klebreis beigefügt. Genauer gehe ich auf dieses Gericht im Isan Abschnitt ein. Ein weiteres bekanntes Nudelgericht ist "Khanom Jeen Nam Ngiao". Dieses Gericht besteht aus frischen Reisnudeln vermischt mit einer scharfen Tomatenbrühe. Optional werden Fleischbällchen, oder Schweinsblut hinzugefügt. Wichtige Bestandteile sind Limette, Sojabohnensprossen, in Essig eingelegter Kohl und frittierte Schweinehaut. Sehr aromatisch und ein "must" während einem Aufenthalt in Nordthailand. Ein weiteres Curry ist das "Kaeng Hang Le", welches sich durch einen milden, würzigen, leicht fruchtigen Geschmack auszeichnet. Die Ursprünge dieses Gerichts sind ebenfalls in Myanmar zu finden. Dieses Gericht enthält zarten Schweinebauch in einer reichhaltigen Brühe. Diese ist meist etwas dickflüssiger und ölig. Die Grundlage bietet, wie so oft, eine Paste. Diese enthält eine Vielfalt an Gewürzen, wie zum Beispiel Kurkuma, Tamarinde, Ingwer und Knoblauch. Die in der Brühe verarbeitet Tomate sorgt für das leicht fruchtige Aroma.
Natürlich gibt es noch viel mehr einzigartige Gerichte in Nordthailand, aber schau am besten selbst und erkunde den Norden. Du wirst es nicht bereuen!
Isan-Küche (Nordostregion)
Isan ist die Bezeichnung für die große Nordostregion des Landes. Dazu zählen Provinzen wie Ubon Ratchathani, Khon Kaen oder Nakhon Ratchasima. Hier hat sich über Jahrzehnte eine einzigartige Essenskultur entwickelt. Man findet viele Ähnlichkeiten zur laotischen Küche. Der bekannte Fleischsalat "Larb" stammt ursprünglich aus Laos, genau wie der Papaya Salat. Beide Gerichte sind nun aber fester Bestandteil der thailändischen Küche. Viele der Gerichte der Isan Küche zeichnen sich durch ihr komplexes Geschmacksprofil aber einfache Zubereitung aus. Zudem wird statt Reis primär Klebreis als Beilage serviert. Es gibt nichts besseres als Namtok mit Klebreis. Der Klebreis wird mit Händen gegessen und dabei in mundgerechte Stücke geformt. Besonders lecker und bekannt sind die Suppen und Salate. Die Suppen sind meist säuerlich scharf und klar. Das heißt es wird keine Kokosmilch oder ähnliches hinzugegeben. Besonders wohltuend können solche Suppen an einem kühlen Abend in den Bergen sein. Kommen wir nun zu den Salaten. Es gibt unzählige Variationen des Som Tam (Papaya Salat). Zum Beispiel mit getrockneten oder gesalzenen oder blauen Krabben. Eine Konstante findet sich jedoch in jedem der Papaya Salate: die fermentierte Fischsauce. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass diese nicht jedermanns Sache ist. Zu den Salaten gesellt sich auch der berühmte Larb (siehe Rezepte). Die Kombination aus gehacktem Fleisch, Limettensaft, Chillis und Fischsauce ist wirklich einzigartig. Man kann einfach nicht genug bekommen. Neben dem klassischen Larb gibt es aber noch spezielle Varianten wie den Rinderlarb, der ausschließlich rohes Fleisch enthält. Meiner Meinung nach sehr lecker, allerdings sollte man aufpassen, wo man diese Speise verzehrt und insbesondere bei einem kurzen Aufenthalt in Thailand lieber verzichten. Neben den Salaten gibt es noch ein paar Fleisch und Fischgerichte. Besonders empfehlenswert ist das gegrillte Huhn (Gai Yang). Die Grillaromen sind wirklich außergewöhnlich. Ich habe zwar schon viel Isan Gerichte probiert. In der Region selbst war ich aber noch nicht. Ich kann es kaum abwarten im März die Gegend zu erkunden. Dazu wird es dann auch neue Berichte geben.
Zentralthailändische Küche
Die zentralthailändische Küche beinhaltet einige der bekanntesten Gerichte der thailändischen Küche. Dazu zählen das Phad Thai, Pad See Ew oder das rote und grüne Curry. Die Basis bilden meist Brühen, Kokosnussmilch oder es wird kurzgebraten unter hoher Hitze (stir fry). Die Currys sind meist nicht so scharf wie jene aus dem Süden oder Nordosten. Ebenfalls verwendet werden Zitronengrass, Galangal, Kaffir Limettenblätter, frische Minze, Thai-Basilikum und frische Chillis.
Nicht vergessen darf man berühmte Suppen aus der Region, wie z.B. Tom Yum, Tom Kha oder die Boat Nudelsuppe, deren Ursprung in den Khlongs von Bangkok liegt. Hinzu kommen Stir Fry Gerichte mit Fleisch oder Seafood aller Art. Besonders beliebt ist das "Pad Krapao". Ich liebe dieses Gericht so sehr und könnte es jeden Tag essen. Viele der zentralthailändischen Gerichte sind in ganz Thailand weit verbreitet, während Gerichte aus dem Isan zum Beispiel primär vor Ort zu finden sind. In Bangkok, dem pulsierenden Mittelpunkt des Landes, kann man auch ganz exquisite thailändische Kreationen testen. In sogenannten "Fine Dining" Restaurants werden meist traditionelle Gerichte mit neuen Kreationen und Fusionsgerichten kombiniert. Wer das nötige Kleingeld besitzt, dem würde ich raten, diese Erfahrung einmal zu machen.
Südthailändische Küche
DIe südthailändische Küche ist in ihrer Gesamtheit deutlich schärfer als die Küchen der restlichen Regionen in Thailand. Die Küche wird stark durch die Einflüsse des nahe grenzenden Malaysia und Indonesien geprägt und ist bekannt für ihre scharfen, aromatischen Gerichte. Der Großteil der muslimischen Minderheit lebt hier in den Südregionen. Dementsprechend findet man auch viele Halal Restaurants. Eines meiner Lieblingscurrys, dass von Muslimen aus der Südregion erfunden wurde, ist das "Massaman Curry". Ein unheimlich ar0matisches Curry, dass durch milde und gleichzeitig würzige Aromen überzeugt. Es ähnelt der Brühe des Khao Soi Curry aus dem Norden, nur, dass die des Massaman Currys eher dickflüssig und somit reichhaltiger ist. Viele Gerichte enthalten natürlich FIsch oder Meeresfrüchte, wie z.B., das beliebte "Gaeng Som". Ein gelbliches scharf-saures Curry mit Fisch. Oder Kanom Jeen mit einer Fisch-Curry-Kokospaste. In Phuket zum Beispiel kann man Roti zum Frühstück essen und die Gerichte ähneln schon fast der indischen Küche. All diese äußeren Einflüsse haben die südthailändische Küche zu einer der Vielfältigsten der Welt gemacht. Die geografische Lage begünstigte natürlich den Austausch mit anderen Kulturen.
Eine der besten Küchen der Welt
Die thailändische Küche ist ohne Zweifel eine der besten Küchen der Welt. Das kann ich nach 5 Monaten hier auch ohne Zweifel bestätigen. Ich habe einzigartige Erfahrungen gemacht und gemerkt wie viel Glück eine einfache Mahlzeit bringen kann. Denn es ist so viel mehr. Jedes Gericht erzählt eine ganz eigene Geschichte. Essen verbindet uns als Menschen, es bringt uns zusammen. Wir selbst verbinden damit ganz persönliche Erinnerungen. Sei es das Essen von Oma, oder dieser eine Streetfood Stand irgendwo in Südostasien.
Explizit auf die thailändische Küche bezogen, liebe ich die stätige Verwendung von frischen Zutaten, die den Gerichten unheimlich verleihen. So können gesunde Gerichte auf einmal erstaunlich gut schmecken. Hinzu kommen die regionalen Variationen einiger Gerichte und allgemein die schier unendliche Vielfalt an Essen. Ein Straßenstand reiht sich an den nächsten. Essen hat für die Thais einfach eine große Bedeutung und ich verstehe inzwischen warum.
Ich bin dem Land sehr dankbar für all die unglaublichen Mahlzeiten, die ich zu mir nehmen konnte.
Zum Schluss ein Zitat, das auch von mir hätte stammen können:
"If you´re talking about a transcendent experience. It`s spicy noodles in broth somewhere in Southeast Asia. That´s what thrills me with joy and makes me believe that food is magic again."-Anthiny Bourdain
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