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Ankommen

  • pueschelvincent
  • 17. Nov. 2022
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 24. Jan. 2023

Allgemein/von Vincent Püschel


Die ersten Wochen in Thailand waren geprägt von vielen Glücksmomenten. Da waren zum einen die umwerfende Natur, das tolle Essen und die spannende Kultur; aber am meisten beeindruckt hat uns die überschwängliche Gastfreundschaft der Menschen vor Ort. Letztendlich sind es auch die menschlichen Begegnungen, die am meisten hängen bleiben. Da sind zum einen die Personen in unserem direkten Umfeld, die uns das Ankommen und die damit verbundene Anpassung an die neue Umgebung um einiges erleichtert haben. Aber eben auch die unerwarteten Begegnungen, die man im Alltag oder auf Reisen hat und die einem direkt ein Lächeln auf den Mund zaubern.


Der Norden Thailands ist in weiten Teilen noch ziemlich untouristisch und dementsprechend sehr ursprünglich. Unterwegs entdeckt man oft Orte, die einen verblüffen. Wunderschöne Tempel, Wasserfälle oder Aussichtspunkte, die teils sogar menschenleer sind. Man muss hier nicht nach dem einen Highlight suchen; man findet eher viele kleine unerwartete Highlights die ein wunderbares Gesamtbild entstehen lassen. Ein Bild, dass wahrscheinlich die wenigsten im Kopf haben, wenn sie an Nordthailand denken. Doch abgesehen von dem wunderbaren Essen, der atemberaubenden Landschaft und Kultur gibt es einen Faktor, der die ganze Erfahrung in meinen Augen erst richtig besonders macht: und zwar menschliche Begegnungen.




Begegnungen

Erst letztens hatte ich so eine Begegnung, als ich in einem Café in den Reisfeldern saß. Eigentlich wollte ich mich schon auf den Rückweg begeben, als mich plötzlich ein Mädchen anspricht. Nach einer kurzen Konversation fragte sie, ob ich mich nicht zu ihr und ihrem Cousin setzen möchte. Letztendlich verbrachten wir einen tollen Tag und ich durfte viel über die Hmong (Bergvolk in Südostasien) lernen, denen beide angehören.



Erlebnisse in und um Chanthaburi

Da das Semester gerade zu Ende ging, als wir an der Schule ankamen, blieb uns neben der Vorbereitung auf das nächste Semester viel Zeit, um zu reisen. Wir unternahmen zunächst einen dreitägigen Ausflug mit dem gesamten Kollegium in die Provinz Chanthaburi, südöstlich von Bangkok. Zwar waren Hin- und Rückreise lang und kräftezehrend, doch hatten wir dennoch viel Spaß unterwegs; der Karaoke Anlage sei Dank. In der Zeit konnten wir eine noch engere Bindung zu den Lehrern aufbauen und neue Kontakte knüpfen. Nebenbei durfte leckeres Seafood natürlich nicht fehlen. Einzig allein das Wetter war etwas enttäuschend, da wir uns aber in der Monsunzeit befanden, wenig überraschend.




Teilnahme am English Camp an der Maiya Witthayakom School

Über unseren betreuenden Lehrer Nui kam der Kontakt zu einer anderen Schule in der Provinz Chiang Rai zustande. Bei unserem ersten Besuch konnten wir einen ersten Eindruck von der Schule gewinnen und in Kontakt mit den Schülern treten. Spiele wie Hangman oder Simon Says bereiteten den Schülern große Freude. Nachmittags bot sich die Möglichkeit an sportlichen Aktivitäten teilzunehmen. Hervorheben muss ich hier unseren betreuenden Lehrer vor Ort: Teacher Kru Yo. Seine Herzlichkeit und Großzügigkeit sind sinnbildlich für das Gesamtbild, dass ich von den Menschen hier hab. Am Wochenende nahm er uns mit nach Chiang Rai auf eine Teeplantage und vieles mehr. Essen gab es immer im Überfluss, selten war ich dauerhaft so gesättigt. Eine Woche später fuhren wir noch einmal zu der Schule, um beim eintägigen English Camp mitzuwirken. Auch wenn wir am Ende müde in unsere Betten fielen, war der Tag unglaublich schön und hat bei den Schülern sowie bei uns bleibende Erinnerungen hinterlassen. Es ist ganz schön ungewöhnlich so viel Aufmerksamkeit auf einmal zu bekommen. Viele Blicke sind auf einen gerichtet und am Ende wollten ganz viele Schüler Fotos mit uns machen.



Umbrüche sind nicht immer einfach

In den oberen Zeilen habe ich den Prozess des Ankommens an einigen Beispielen erläutert. Nachdem ich nun schon seit fast 3 Monaten in Thailand bin, kann ich diesen Prozess dementsprechend klarer zusammenfassen als noch vor ein paar Wochen. Die ersten Wochen waren, wie bereits zu Beginn erwähnt, geprägt von Glücksmomenten und vielen Highlights. Dieser zeitliche Abschnitt ähnelte auch eher einem Urlaub. Ein kleines Tief folgte anschließend, als sich alles etwas beruhigte und wo ich mir manchmal auch nicht genau erklären konnte woran das genau lag. Ich vermutete, dass nach der ganzen Reizüberflutung nun erstmal eine kleine Tristesse eintrat. Dieser Übergang zum alltäglichen Leben ist glaub ich mental die größte Herausforderung und spielt eine zentrale Rolle im Prozess des Ankommens. Nach diesem Tief pendelte sich die Stimmung langsam auf ein normales Niveau ein. Laut "weltwärts" brauch man mindestens 2 Monate um sich an ein komplett neues Umfeld langsam anzupassen. Dem kann ich im Nachhinein betrachtet zustimmen und dennoch befinde ich mich noch immer in einem dauerhaften Anpassungsprozess. Das Höhen und Tiefs dazu gehören ist selbstverständlich und lehren einen auch viel über sich selbst. Natürlich vermisse ich manchmal Privilegien, die ich Zuhause in Deutschland habe, aber ohne diese Erfahrung wären mir diese Privilegien nie so intensiv bewusst geworden und nach meiner Rückkehr werde ich sie umso mehr schätzen.



"Nicht was wir sehen, wohl aber wie wir sehen, bestimmt den Wert des Geschehenen" -Blaise Pascal




 
 
 

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